Lunchbreak mit Dr. Katharina Schmidt zum Thema „Brücken bauen in die Politik: Erfahrungen im Berufswechsel zur parlamentarischen Beraterin“
Dr. Katharina Schmidt, parlamentarische Beraterin der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag, hat nach ihrer Promotion an der LMU München den Schritt aus der Wissenschaft in die Politik gewagt – ein Sprung ins kalte Wasser, wie sie es selbst beschreibt. Ohne tiefgehende Kenntnisse über die Anforderungen ihres neuen Berufs fand sie sich in einem dynamischen Umfeld wieder. Gemeinsam mit einem kleinen Team von zwölf Referent:innen und in einem engen kollegialen Austausch stellte sie sich den Herausforderungen ihres neuen Tätigkeitsbereichs. Schnell erkannte sie, in welchen Bereichen ihre wissenschaftliche Expertise eine wertvolle Unterstützung bot.
In einem Q&A beantwortete sie die Fragen der NapoKo-Mitglieder zu ihrem Berufswechsel und ihrem Arbeitsalltag. Wir haben eure Fragen und ihre Antworten hier für euch noch einmal zusammengefasst:
Wie hast du dich auf den Jobwechsel vorbereitet?
Ehrlich gesagt, konnte ich mich gar nicht richtig vorbereiten. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen und hatte keine Ahnung, was auf mich zukommt oder was der Beruf eigentlich bedeutet. Man wird einfach reingeworfen und schwimmt mit. Zum Glück haben wir ein kleines Team mit vielen tollen Kolleginnen und Kollegen, das gute Miteinander hat mir sehr geholfen.
Wie würdest du jetzt anderen raten, sich auf einen Wechsel vorzubereiten?
Ich würde empfehlen, sich vorher mit der Funktionsweise eines Parlaments auseinanderzusetzen: Wie laufen Abläufe ab? Welche Themen bearbeitet die Fraktion gerade? Auch die Geschäftsordnung des Bayerischen Landtags (oder eines anderen Parlaments) sollte man sich vorab ansehen. Und vor allem: Leute ansprechen, die diesen Beruf schon ausüben—wie kann man sich vorbereiten, welche Themen sind wichtig? Eine gute Vorbereitung ist wichtig, aber letztendlich erwartet niemand, dass man von Anfang an alles weiß und sich nahtlos einfügt.
Ein weiterer Tipp: Wenn es möglich ist, sollte man eine:n Mentor:in haben. Ich hatte das Glück, eine Kollegin zu haben, die ich alles fragen konnte. Ein Tandem-Programm mit einer festen Ansprechperson ist das Beste, was einem passieren kann.
Was rätst du anderen noch, die ähnliche Karrierewege anstreben?
Sprecht Leute an und fragt um Rat, z. B. über LinkedIn, und baut Kontakte auf. Auch Engagement in der Partei oder Praktika helfen, erste Einblicke zu bekommen. Es ist hilfreich, ein thematisches Standbein zu entwickeln und sich möglichst früh inhaltlich zu positionieren, z.B. im Bereich Verkehr. Aber das muss nicht sein. Ich kenne viele Geistes- und Sozialwissenschaftler:innen, die sich erst später im Beruf inhaltlich spezialisiert haben.
Was hat sich in deinem Arbeitsalltag nach dem Wechsel verändert?
Der Arbeitsalltag ist total fremdbestimmt und manchmal ziemlich wuselig. Sitzungswochen können lang sein und die Freizeit muss man drumherum organisieren. Gleichzeitig entfällt der Druck, sich selbst aufraffen zu müssen – man wird einfach mitgerissen. Nach vier Jahren nehme ich vieles lockerer, was mich am Anfang noch gestresst hat.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag für dich aus?
Der Landtag ist eine eigene Welt mit ganz eigenen Abläufen und Formalien. Ich bereite Anträge, Gesetzesentwürfe, Reden und Briefings vor und sorge dafür, dass die Abgeordneten ihren Job machen können. Manche brauchen fertige Reden, andere nur Stichpunkte, wieder andere möchten alles selbst schreiben. Man muss herausfinden, was jede:r braucht.
Da wir wenige Referent:innen sind, bearbeite ich mehrere Themen gleichzeitig, was die Arbeit abwechslungsreich macht. Es ist unglaublich schnelllebig – man hat oft 25 offene To-Dos, die man ständig neu priorisieren muss. Das muss man mögen.
Wie empfindest du die Feedbackkultur in deinem Arbeitsumfeld?
Die Feedbackkultur ist sehr gut. Ich habe ein gutes Verhältnis zu den Kolleg:innen, auch fraktionsübergreifend – außer natürlich zur AfD. Es ist wichtig, dass die Zusammenarbeit funktioniert und man menschlich bleibt, sonst wird der Job schwierig. Gerade bei kleineren Teams wie bei der SPD-Fraktion ist die Arbeit oft weniger hierarchisch, was ich sehr schätze.
Welche Vorteile bringt deine Promotion mit sich?
Die Promotion hat mir Zähigkeit und Durchhaltevermögen beigebracht. Auch wissenschaftliches Arbeiten, Recherche und der Umgang mit Sprache sind wertvolle Fähigkeiten. Ich schreibe oft Reden oder bürgernahe Texte, wo diese Kompetenz hilft. Allerdings muss man in der Politik lernen, Inhalte auf das Wesentliche zu reduzieren – One-Pager statt ausführlicher wissenschaftlicher Analysen.
Wie relevant ist dein Doktortitel in deinem aktuellen Beruf?
In der Beratung spielt der Titel keine große Rolle. Aber beim Netzwerken oder bei künftigen Wechseln kann er hilfreich sein. Der Titel ist in der Politik weit verbreitet – man sticht weder mit noch ohne Titel heraus. Trotzdem kann er in Verhandlungen um den eigenen Wert entscheidend sein.
Das klingt, als hättest du deinen Traumjob gefunden. Aber was wären andere Stellen gewesen, die für dich damals in Frage gekommen wären? Nach welchen Stellen kann man als frisch promovierte:r Wissenschaftler:in sonst noch schauen?
Ich habe nebenher schon freiberuflich für die Friedrich-Ebert-Stiftung gearbeitet. Andere Möglichkeiten wären eine Tätigkeit in Think Tanks, NGOs oder Stiftungen gewesen. Ich habe immer auf Plattformen wie „Politik & Kommunikation“ nachgeschaut, aber letztlich war mein Job ein Zufallsfund – ich habe nicht gezielt danach gesucht.
Was ich von Kolleg:innen mitbekommen habe: Netzwerken ist extrem wichtig. Sprich Leute an, zum Beispiel auf LinkedIn, positioniere dich und baue Kontakte auf. Du kannst auch über gemeinsame Bekannte gehen und fragen, ob sie dich mit jemandem bekannt machen können.
Unsere Speakerin: Dr. Katharina Schmidt ist parlamentarische Beraterin der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag und spezialisiert auf die Themen Arbeit, Soziales, Familie und Jugend. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ludwig-Maximilians-Universität München im DFG-Projekt „Die Medienbiografien der Kanzler und der Kanzlerin“. Praktische Erfahrung sammelte sie durch Praktika bei der Friedrich-Ebert-Stiftung in Washington, D.C., und im Deutschen Bundestag.
Dr. Katharina Schmidt studierte Kommunikationswissenschaft und Geschichte an der LMU München, ergänzt durch ein Erasmus-Semester in Media Culture an der Maastricht University.